Die NetzwerkAgentur hat zu diesem letzten Freitag im April wieder eingeladen. Das Thema Wohnprojekte und Wohntische hat eine große Anziehungskraft ausgeübt, denn die Stuhlreihen haben nicht ausgereicht.
Theo Killewald hat die Einführung in das Thema gegeben und auch aufgezeigt, wie sich die Wohntische weiterentwickelt haben. Drei Punkte waren auf der Agenda, die in relativ zügiger Zeit „abgearbeitet“ waren. Und da auf den Folien so wichtige Punkte angesprochen waren wie „Wem gehören die Wohntische?“, habe ich mir den Ausdruck mitgeben lassen. Vielen Dank dafür. Die Folien sind Grundlage dieser Zusammenfassung.
Was sind Wohntische?
Aus der Historie haben wir erfahren, dass die Gruppen ursprünglich als Stammtische bezeichnet wurden, bevor sie den Namen Wohntische erhielten. Die Definition war schon damals festgelegt: Sie dienen den Menschen, die am gemeinschaftlichen und/oder generationsübergreifenden Wohnen interessiert sind, als Treffpunkte und Diskussionsforen und werden gemeinsam getragen von verschiedenen Kooperationspartnern und der NetzwerkAgentur. Sie verbinden Menschen, so dass diese auf ein Gemeinschaftswohnprojekt hinarbeiten können. Die Wohntische „gehören“ solange diesen Menschen, bis sie ein konkretes Projekt gefunden haben oder sich als eigenständige Gruppe selbständig machen. Haben sie ein konkretes Objekt, so bilden sich Wohnprojektgruppen, die sich durchaus aus den unterschiedlichen Wohntischen, Einzelpersonen oder auch Gruppen zusammensetzen.
Mit dem folgenden Bild wird die Entwicklung aufgezeigt. Daraus ergibt sich dann die Frage nach den Wohnprojektgruppen.
Was sind Wohnprojektgruppen?
Diese Gruppen sind homogener als die Wohntische. Sie haben ein konkretes Objekt, in das sie gemeinsam einziehen wollen. Daher werden mit den Vermietern – den Wohnbaugesellschaften oder Genossenschaften – Verbindlichkeiten organisiert: Kooperationsvereinbarungen, Vorverträge, Mietverträge, Belegungsregelungen, Umgang mit Gemeinschaftsflächen usw. Für die Gruppe selber sind Regelungen zu treffen, die den Umgang im inneren Gruppenbereich klären.
Nach dieser theorethischen Einführung konnten die Zuhörer*innen die anwesenden Wohntische (WT) und Wohnprojektgruppen (WPG) hören. Hier haben sich aus einigen Wohntischen bereits konkrete WPGs entwickelt, die mit den entsprechenden Wohnbaugesellschaften oder -genossenschaften über die konkreten Wohnobjekten ihre Verbindlichkeiten aushandeln werden. Einen Überblick soll die nachfolgende Folie geben, wobei die Ansicht nur einen Ausschnitt wiedergibt wiedergibt. Interessant war auch zu hören, dass sich aus dem Wohntisch Kreuzberg eine kleine Gruppe gebildet hat, die sich WBG Kreuzberg Wohnverwandschaften nennt und sich um die Gneisenaustraße kümmern, die von der GEWOBAG entwickelt wird. Sie treffen sich mindestens zweimal im Monat und bereiten auch gerade ein Fachtagung mit dem Nachbarschaftsheim Urbanstraße vor, in der das Thema GenerationenWohnen diskutiert werden soll. Weiterhin wird auch das Thema „Wahlprüfsteine“ aufgegriffen, das vor der Abgeordnetenhauswahl im September 2016 für alle Wohntische in den Bezirken interessant sein wird.
In Pankow hat sich die WBG Mendelstraße organisiert, die mit dem Wohntisch Stille Straße mit der Gesobau in Verhandlungen sind.
[Einschub] Seit 2013 werden Urban-Living-Projekte der Wohnungsbaugesellschaften unter dem Motto „Neue Formen städtischen Wohnens – Wachsen mit Qualität“ entwickelt. Daraus ergeben sich dann auch Projekte, die für Wohntische interessant werden. Auf der folgenden Seite der Senatsverwaltung erhält man zum Beispiel Einblick in das Objekt Briesestraße von Stadt & Land, mit denen die WPG Neukölln im Gespräch ist. In Schöneberg liegt das Projekt „Meraner Straße/Am Mühlenberg“, das vor Jahren schon einmal bei uns im Gespräch war. Der Ausschlussgrund war damals die Flächenverdichtung. [Einschub Ende]
Anwesende Gruppen im FreitagsCafé
Hier soll zumindest in kurzen Stichworten aufgelistet werden, welche Wohntische, Wohnprojektgruppen oder Rest-Wohntische bei der Veranstaltung zugegen waren. Die Reihenfolge ergab sich aus der Sitzposition in den Stuhlreihen von vorne links nach vorne rechts:
Wohn(t)raum AG: sind weiterhin auf der Suche nach einem Objekt. Es gab auch einen Wechsel, so dass sie jetzt acht Personen sind. Gründen gerade das Aktionsbündnis gegen die Mietpreislüge und suchen per doodle Mitstreiter*innen. | WPG Neukölln: Sind seit etwa einem halben Jahr zusammen; Objekt Briesestraße (s.o.) und werden die Wahlprüfsteine vorbereiten. | WPG Kreuzberger Wohngemeinschaft: aus dem WT Kreuzberg entstanden; Fachtagung und Wahlprüfsteine (s.o.) | Gruppe 60 +/- in Freundschaft wohnen: sind ein überschaubarer Kreis von 13 Personen; mit der degewo an einem festen Objekt; Diskussion wird noch um die Gemeinschaftswohnung geführt | Pankow wurde oben schon ausführlich erwähnt. | WT Steglitz: Ist einer der ältesten Wohntische mit knapp 40 Interessierte; mit der degewo im Gespräch für ein Objekt, in das ca. 20 Personen ziehen könnten; wird sich auf den ExperimentDays mit eigenem Tisch vorstellen. | WT Charlottenburg: ist augenblicklich sehr reduziert, da ein Teil der Aktiven gerade dabei ist, einen Verein zu gründen; der Name wird noch gesucht. | WT Zehlendorf: ist noch älter als der WT Steglitz; hat in Zehlendorf ausgesprochen schlechte Bedingungen, als WT Gehör zu finden; sind aber weiter auf der Suche nach einem geeigneten Objekt; sie sind eine gemischte Gruppe, wollen bauen und mieten. | WT Lichtenberg AK „Gemeinsam unter Gleichgesinnten“: Drei aktive Frauen haben sich zusammengetan, um die Aktivitäten zu bündeln und voranzubringen; sie haben noch kein Objekt, sind mit dem Gedanken eines Rundbaus befasst mit Gemeinschaftshaus in der Mitte der Anlage, lassen Tiere zu und bleiben rauchfrei. Der Interessentenkreis kommt nicht zu den Wohntischterminen; sie werden erst bei konkretem Objekt dazu kommen. Sie suchen mit einem Plakat neue Interessierte. | WPG Myliusgarten: die Gruppe ist erst in dieser Woche entstanden und wird sich um den Bruno-Bürgel-Weg kümmern. | Anwesend war weiterhin eine Studentin der HWR (Hochschule für Wirtschaft & Recht), die für ihre Masterarbeit auf dem Gebiet der Stadtentwicklung Ansprechpartner*innen aus den FreitagsCafé-Gruppen gewünscht hat.
Was kann die NetzwerkAgentur leisten?
Aus den Beiträgen der einzelnen Gruppen wurden auch Erwartungen an die NetzwerkAgentur formuliert. So ist – allein durch die langjährige Erfahrung – die Unterstützung in der Kontaktaufnahme mit Wohnbaugesellschaften und -genossenschaften gegeben. Auch eine Kooperation mit den Vermietern kann untersützt und begleitet werden. Sie werden aktuell die Wohnprojektgruppen mit aufbauen und die Gruppenbildung unterstützen. Moderation im Konfliktfall sowie auch Unterstützung im Weiterkommen in den Bezirken und mehr leisten können … Wichtig war dann auch noch ein Hinweis auf das „Projekthopping“, das die Verhandlungen mit den Wohnungspartnern langfristig beeinträchtigen kann. Konkrete Beispiele wurden nicht genannt.
In der Diskussion im Anschluss wurden Kontakte ausgetauscht, Listen zur Unterstützung ausgelegt und nach Interessent*inn*en für die Briesestraße gesucht. Ein Beitrag einer Teilnehmerin hat uns Einblick in die guten Möglichkeiten des GemeinschaftWohnens aus den Niederlanden nahe gebracht. Wir erfahren, dass Berlin sich viele Ideen aus den Niederlanden geholt hat … ist eben aber noch nicht so weit gekommen. Vielleicht können die Wohntische und Wohnprojektgruppen dazu beitragen.
Ein herzliches Dankeschön geht auch noch an die Praktikantin, die die Bilder zu den Folien gemacht hat.